Veganismus und Klimawandel

Es gibt zahlreiche gute Gründe, sich vegetarisch oder gar vegan zu ernähren. Und ebenso viele dagegen. Doch halt, ist es wirklich so einfach?
Die zahlreichen wissenschaftlichen Befunde zu einer fleischlosen Ernährung lassen kaum mehr einen Zweifel daran, dass die Vorteile allfällige Nachteile massiv überwiegen. Angefangen von positiven Wirkungen auf die Gesundheit, wie sie beispielsweise in der oft zitierten „China Study“ nachgewiesen wurden, bis hin zu den ebenso eindeutig geringeren ökologischen Auswirkungen, wie sie u.a. der WWF in mehreren Studien hat errechnen lassen. Alle Untersuchungen weisen dabei übrigens nach, dass der Veganismus dem Vegetarismus überlegen ist. Ein Wermutstropfen ist, dass Veganer noch sorgfältiger darauf achten müssen, wie sie jene Stoffe ersetzen, die ihnen ihre Ernährungsweise nicht oder nur eingeschränkt bereitstellen. Dieser Gesundheitsaspekt ist übrigens auch jener, der Veganern wiederholt vorgehalten wird: sie schadeten ihrer Gesundheit. Sattelfeste Belege hierfür fehlen allerdings, zumindest bei jenen Menschen, die sich bewusst vegan ernähren und z. Bsp. dafür sorgen, dass sie ausreichend mit Vitamin B12 versorgt sind und anderweitig für Ausgewogenheit sorgen.
Da ein professioneller Anbieter von Gemeinschaftsverpflegung nicht gewährleisten kann, dass seine Kunden diesen gesundheitlichen Aspekt ausreichend berücksichtigen, wird er natürlich nie vollständig auf vegan umstellen können. Einzelne vegane Tage sind hingegen durchaus vertretbar.
Ein anderes Argument gegen den Veganismus lautet: Der Mensch habe schon immer Fleisch verzehrt, Eier gegessen und Milch getrunken. Nun, selbst wenn dies zuträfe, lassen sich derartige Argumente leicht mit einem Vergleich ad absurdum führen: Der Mensch hat auch immer schon andere Menschen unterdrückt bis hin zu ihrer Versklavung. Ist dies also alleine aus Gründen einer „alten Tradition“ zu befürworten? Gewiss nicht!
Ein letzter, gleichsam finaler argumentativer Schlag wird gegen Veganer bevorzugt in den sozialen Netzwerken und – empirisch allerdings schwer nachweisbar – wahrscheinlich in erster Linie von überzeugten Fleischkonsumenten geführt. Sie behaupten kühn und etwas zugespitzt: Veganer seien dem Genuss abgewandte Aktivisten, die sich für die besseren Menschen hielten und andere gewaltsam davon überzeugen wollten, sich abzuwenden von der Sünde Fleisch. Wer jedoch einmal in die Genusswelten des Veganismus vorgedrungen ist, der beileibe nicht beim Tofu-Burger endet, und wer verstanden hat, dass das Einstehen für bestimmte Werte nichts mit Aktivismus zu tun hat und das Bild des angeblich gewaltsamen Vorgehens vielleicht eher daher rührt, dass Fleischkonsumierende sich im Wissen um die Konsequenzen ihres Tuns argumentativ bedrängt und in der Defensive fühlen, muss zugeben, dass derlei Argumente gegen den Veganismus nicht wirklich greifen.
In allem zeigt sich eine interessante Nähe zum Thema Klimawandel: auch er wird bevorzugt von jenen bestritten, die in erhöhtem Masse zu ihm beitragen, die Argumente sind ähnlich dünn und diejenigen, die ihr Verhalten klimafreundlicher auszurichten versuchen, werden als „Gutmenschen“ diffamiert. In beiden Fällen kann jeder für sich entscheiden, was er glauben und welche Konsequenzen er daraus für sein eigenes Leben ziehen mag.
Erwähnte Literatur:
Campbell, T. Colin, Campbell, Thomas M. (2005), The China study: the most comprehensive study of nutrition ever conducted and the startling implications for diet, weight loss, and long-term health, Dallas.
Jungbluth, Niels, Eggenberger, Simon und Keller, Regula (2015), Ökoprofil von Ernährungsstilen, Projektbericht im Auftrag des WWF, Zürich.
Quelle Darstellung: https://totallyvegan.files.wordpress.com/2011/09/ressourcenverschwendung.jpg