Darf man heute überhaupt noch Fisch essen? Ja! Aber verantwortungsbewusst.

Auf der ersten UN-Konferenz zum Schutz der Meere haben sich Anfang Juni 2017 Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Umweltschutzvertreter aus aller Welt versammelt. Denn klar ist: Unsere Meere haben das Potenzial, Milliarden von Menschen langfristig zu ernähren – aber nur, wenn sich einiges ändert.
Andrea Harmsen vom MSC erklärt, was wir als Verbraucher beitragen können.
Auch in der küstenfernen Schweiz wird Meeresfisch immer beliebter. Kein Wunder, denn Fische und Meeresfrüchte schmecken und sind Teil einer ausgewogenen Ernährung. Aber: Nach wie vor ist ein Drittel der weltweiten Fischbestände überfischt. Und auch den übrigen Fischbestän-
den sollte kein einziger Fisch zu viel entnommen werden. Ist es da überhaupt noch vertretbar Fisch zu essen? Ja – aber verantwortungs-
bewusst, lautet die Antwort von Umweltorganisationen und erfreulicher-
weise auch die von immer mehr Unternehmen im Lebensmittelsektor.
Das Problem Überfischung ist noch gar nicht so lange bekannt, obgleich es nicht von heute auf morgen entstanden ist. Anfang der 1990er Jahre brach einer der wirtschaftlich bedeutendsten Kabeljaubestände zusammen. Ein Schock-Ereignis, welches der gesamten Fischereiindustrie vor Augen führte, dass die Ressource Fisch – in den Weiten der Ozeane oft unsichtbar – beileibe nicht unendlich ist. Und Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung.
Nun braucht es den Einsatz aller Beteiligten, um die negativen Entwicklungen rückgängig zu machen, aufzuhalten, ins Positive zu kehren. Mit «Einsatz» meine ich nicht zwangsläufig, dass wir uns auf hoher See an Fischerboote oder im Detailhandel um die Ecke an die Fischkonservenregale ketten müssen – obwohl das sicherlich abenteuerlich wäre. Was wir als VerbraucherInnen und Unternehmen jedoch ganz einfach tun können, ist: unsere Entscheidungsmacht ausspielen und Ansprüche stellen. Bei Unternehmen nennt man das CSR oder unternehmerische Gesellschaftsverantwortung, bei mir heisst es Einkaufszettel: Ich kaufe das «gute» Produkt und belohne damit die Fischerei, die nachhaltig arbeitet. Die also nur so viel Fisch fängt, dass die Fischbestände nicht unter Druck geraten. Die umweltverträgliche Fangmethoden einsetzt und die sich an die Regeln, wie z. Bsp. Schonzeiten, hält. Gleichzeitig zeige ich anderen Fischereien, dass mir ihr Fang erst dann wieder schmeckt, wenn dafür das Ökosystem Meer nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Gleiches gilt übrigens auch, wenn ich nicht selber koche. Egal ob ich abends fein Essen gehe oder einen schnellen Happen in der Mittagspause möchte – ich erwarte, dass mein Essen von einem Profi gekocht wurde, der sich mindestens ebenso viele Gedanken über die Zutaten macht wie ich.
FischesserInnen können beim Einkauf nach dem blauen MSC-Siegel Ausschau halten, um nachhaltig gefangenen Fisch schnell zu erkennen. Und wer bei «nachhaltig» oder «umweltbewusst» an «Verzicht» denkt, liegt falsch: Die 300 nachhaltigen Fischereien mit MSC-Siegel fangen 100 verschiedene Fisch- und Meeresfrüchtearten. Kleine und grosse Schweizer KonsumentInnen können im Detailhandel und z. Bsp. bei allen von menuandmore belieferten Mittagstischen Fisch mit MSC-Siegel wählen.
Und zu guter Letzt noch ein versöhnliches Wort an die Veganer, Vegetarier und Fischverächter unter uns: Keinen Fisch mehr zu essen ist natürlich auch ein Beitrag zur Lösung des Problems Überfischung. Allerdings ist ein Verbot der weltweiten Fischerei nicht nur unnötig, sondern auch nicht gangbar, denn Millionen von Menschen weltweit sind auf Fisch als Nahrungs- und Einkommensgrundlage angewiesen. Auch das hat die UN Meereskonferenz noch einmal unterstrichen.
Wenn Fisch, dann allerdings verantwortungsbewusst und nachhaltig. So können wir Verbraucher die Wirtschaft – vom Handel bis zur Fischerei – Gabel für Gabel zum Umdenken bewegen.